Sonntag, 31. Mai 2009

Kiwi

Wir sind raus aus dem K.-Geschäft. Die Feststellung, dass das an das Individuum gerichtete bürgerliche Glücks-, Freiheits- und Prosperitätsversprechen nicht im K.-packhaus oder beim K.-picken eingelöst werden kann, traf uns unvorbereitet und überraschend. Was haben wir nicht alles getan, wir haben uns als Produktivkräfte (selbst) verwerten lassen, die Hoffnung gehegt, Mitarbeiter_in des Monats zu werden und auch Betriebsenteignungen waren angedacht. Nichts da, uns reichts, wir haben unsere Arbeitsverhältnisse beendet, wir suchen unser Glück woanders. Fine und Henrik haben zusammen ungefähr 750.000 K.-s gepackt, genug Vitamin C für Potsdam für die nächsten dreißigtausendmillionen Jahre.

Ab Montag werden wir uns über Umwege in Richtung Wellington aufmachen, wo wir über- oder anwintern wollen. Unterwegs wollen wir erneut in heißen Quellen baden, am Lake Taupo bei 10°C Sonnenbaden und in irgendeinem Gebirge wandern. Das wird eine Woche, auf die wir uns riesig freuen.

so long...henrik, rob und fine



Freitag, 15. Mai 2009

Champagner für Fine


Fine hatte Geburtstag, es gab also mal wieder einen Anlass zum feiern. Melinda war noch hier, die Fabrik gab uns frei und so begaben wir uns auf einen Ausflug ins Waiotapu Thermal Wonderland (bei Rotorua). Bei strömenden Regen und Kiwis zerstörendem Hagel sind wir in Tauranga losgefahren, bei wunderschönem Sonnenscheinfinegeburtstagswetter kamen wir in Rotorua an. Die Gegend um Rotorua ist ein Zentrum vulkanischer Aktivitäten, über der Stadt hängt ein ziemlich übler Geruch nach verfaulten Eiern, denn Schwefeldämpfe strömen überall aus unzähligen Erdlöchern. Es gibt Geysire, blubbernde Schlammlöcher und dampfende heiße Quellen (Champagnerpool, grüne arsenhaltige Kraterseen etc.). Nach einer phantastischen Wanderung durch das Vulkangebiet haben wir spontan noch ein Bad in einer der heißen Quellen genommen (ohne Arsen, aber dafür mit Meningitis verursachenden Kribbelviechern, die einem die Nase hoch kriechen, wenn man mit dem Kopf unter Wasser geht). Während die Außentemperatur unter 15°C lag, schwitzten wir also im dampfenden Schwefelwasser bis die Füße schrumpelig wurden.

In den letzten Tagen regnete es mal wieder viel, was zu Folge hat, dass es im Kiwikombinat weniger Arbeit gibt. Nach Teilzeitarbeit haben wir nun zwei Tage frei, bis es am Samstag wieder losgeht. Unter schwierigsten Bedingungen konnten Fine und Henrik ein beweiskräftiges Foto heraus schmuggeln. Darauf haben wir für euch den herausfordernde Arbeitsprozess visualisiert.

Auch Robert ist nun in Arbeit! Kaum aus Auckland zurück (Melinda flog wieder nach Sydney), ist er zum Kiwipicker graduiert. In den folgenden Tagen wird er nun in seinen Greifarmen Muskelkater erleiden.

so long...henrik, rob und fine

Samstag, 9. Mai 2009

Das Proletariat im Kiwikombinat



Henrik und Fine sind in der Kiwihölle angekommen. Wir schieben 13h- Schichten im Kiwi Packhouse am Fließband und das 6 Tage die Woche. Die Arbeit ist verdammt anstrengend, der Stundenlohn ist spärlich. Früh um 7:15 Uhr begibt sich die Arbeiterschaft in die Fabrik, eine Brotdose im Gepäck und die Laune schon morgens auf dem Tiefpunkt. Die Flexibilität der Tätigkeiten ist begrenzt. Unsere Hauptaufgabe besteht darin, Kiwis vom Laufband zu nehmen, in Millisekunden die Qualität zu überprüfen und dann ab damit in die Kiste. Vorkenntnisse sind dabei nicht erforderlich. Da eine Fabrikenteignung durch das revolutionäre Backpackerproletariat als Nahziel nicht erreichbar scheint, streben wir vorerst an Mitarbeiter_in des Monats zu werden.

Robi wird uns hoffentlich bald in der Fabrik unterstützen, aber diese Woche ist erstmal Melinda aus Sydney angereist, da müssen die grünen Früchte halt noch warten. Wenn dann aber der Gesamtkörper (Henne, Robi und die Fine) erstmal gemeinsam am Fließband steht, wird die Produktivität mit Sicherheit um ein Vielfaches gesteigert werden können (wobei der Belegschaft bereits jeden morgen um 10:00 Uhr beim täglichen short meeting erfährt, dass am jeweiligen Vortag die Produktivität um soundsoviel Prozent gestiegen ist, jaja unser Verdienst). Sollten wir die Kiwihölle den nächsten Monat überstehen, verfügen wir zwar nur noch über den IQ einer Kiwi, haben aber dafür die Taschen voller Kiwidoller...was will der geneigte Traveller mehr.
Also ihr lieben zu Hause, denkt beim nächsten Kiwikauf an uns, die Früchte könnten vom Gesamtkörper mit liebevoller Hand verpackt worden sein.

The kiwiparadise is the gate to hell